AZ - Bericht vom 3.8.2013

900-Jahr-Feier: «... es führt kein andrer Weg nach Zurzach»

Die «Tell»-Aufführung der Freilichtbühne Surbtal in Böbikon ist höchst ein höchst vergnügliches Erlebnis. Nicht nur wegen den Alphornbläsern fühlt sich der Zuschauer in eine andere Zeit zurückversetzt.

von Rosmarie Mehlin

Rütlischwur, Sturm auf dem Vierwaldstättersee mit Tells kühnem Sprung, der Apfelschuss – alles da. Allerdings nicht in der Innerschweiz, sondern im Zurzibiet. Da fehlt allerdings die Hohle Gasse, denn die führt nach Küssnacht. In Böbikon muss Gessler über eine Brücke reiten, denn: «... es führt kein andrer Weg nach Zurzach.» Alles klar? Böbikon feiert an diesem Wochenende sein 900-Jahr-Jubiläum. Da wird in Erinnerungen geschwelgt, musiziert, gegessen, getrunken und – «Tell» aufgeführt. Gemeinsam mit dem pensionierten Lehrer Alban Killer hat Gallus Ottiger für die Freilichtbühne Surbtal ein schweizerdeutsches Konzentrat von Schillers Drama verfasst. So nimmt man gespannt auf der Tribüne Platz und wird alsbald von vier Alphornbläsern in eine andere Zeit versetzt. Vor der Kapelle im Hintergrund tauchen Kinder auf, Erwachsene, eine Geiss, Hunde, drei Männer schwören «Wir wollen sein ein einzig Volk von Brüdern ...» Und schon ist man mitten im helvetischen Freiheitsepos, das hier Tragödie wie Komödie ist. Gallus Ottiger als Regisseur, die grossen und kleinen, die stummen und sprechenden Mitwirkenden, erwecken vor den Augen und Ohren des Publikums Schillers Werk zu neuem Leben – frisch und auch ein bisschen frech. Mitunter geht es ernst zu und her, wie die Geschichte es verlangt. Die Dramatik wird aber immer wieder mit lustigen Momenten gebrochen. Dazu gehört etwa die Szene, als es gilt, Gesslers Hut auf der langen Stange zu platzieren: Ein mitreissendes Kabinettstücklein. Reizend auch die zarte Liebesgeschichte, die sich zwischen Walterli und Bertas holdem Töchterlein anbahnt. Wunderbar sind ebenso Ambiente, Licht, Kostüme wie die musikalische Untermalung: Die erwachsenen Alphorn- und die zwei jugendlichen Tuba-Bläser machen ihre Sache grossartig. Fazit: Der «Tell» von und in Böbikon ist ein höchst vergnügliches Erlebnis. Letzte Vorstellungen morgen Sonntag, 14 und 21 Uhr, Latschariplatz in Böbikon. (az Aargauer Zeitung)

AZ - Bericht vom 20.7.2013

Zum 900-Jahr-Jubiläum der Mini-Gemeinde gibts das volle Programm Festwirtschaft, Festrede, Feuerwerk, Fotoschau und ein Tellspiel als Freilichttheater: Böbikon hat grosses geplant für ihre 900-Jahr-Feier am 1. August. von Rosmarie Mehlin Auf dem Plakat ist eine fröhliche Kuh zu sehen, am Schwanz ein blaues Wappen mit gelbem Stern und weissem halben Mühlerad, im Maul einen Apfel mit Pfeil: Böbikon mit seinen rund 160 Einwohnern ist ein kleines Dorf – die Vorfreude auf die ersten Augusttage aber sehr gross. Denn da wird gefeiert, wie es sich für einen 900sten Geburtstag gebührt, mit Festwirtschaft, Festrede, Feuerwerk, Fotoschau und – Freilichttheater. Ein Tellspiel wird aufgeführt, frei nach Schiller und in Dialekt. Vor 49 Jahren hatte Alban Killer, von 1962 bis 1975 Lehrer in Böbikon, für seine Schüler «Dr Öpfelschuss» geschrieben. «Meine Version der besagten Szene aus Schillers Drama haben die Schüler dann einige Jahre lang jeweils am 1. August gespielt», so der inzwischen pensionierte Lehrer. 2004 war das kurze Stück zum Nationalfeiertag in Böbikon, gespielt von einheimischen Kindern und Erwachsenen, auf dem Schulhausplatz wieder einmal zum Leben erweckt worden. «Wenn schon, dann richtig» Zum grossen Jubiläum nun hat das OK die Freilichtbühne Surbtal für eine Aufführung gewinnen können. 2010 gegründet, hatte das Amateurensemble vor zwei Jahren in Lengnau mit «D’ Surbtalbandi» einen grossen Erfolg gefeiert. Gallus Ottiger, hauptberuflich Rasenberater, ist Autor und Regisseur der Freilichtbühne mit ihren 70 Mitgliedern. Als das OK der Böbiker Jubiläumsfeierlichkeiten an die Surbtaler Theatermacher herantrat, waren diese rasch Feuer und Flamme. «Doch wenn schon, dann richtig, und darum habe ich einerseits Alban Killer gebeten, je eine Szene vor und hinter dem Apfelschuss dazu zu schreiben. Ich habe dann noch weitere Szenen – mit einer Prise Humor und mit gewissen aktuellen Bezügen – verfasst», schilderte Ottiger. Parallel dazu hat er auch noch ein «Epochentheater» geschrieben, das die Freilichtbühne im September in Endingen aufführen wird.» Unterhalb vom kleinen Friedhof von Böbikon steht zurzeit eine markante Bank aus Holz. Sie gehört, genauso wie ein kleines Riegelhaus, eine Holzhütte, ein Hochsitz, ein junger Ahornbaum und ein Boot zum «Tell»-Bühnenbild, das im Hintergrund von der Kapelle reizvoll abgerundet wird. Mitten drin steht auch bereits die Stange für den Gesslerhut. Gallus Ottiger zeigt, wo die 200 Zuschauer fassende Tribüne stehen wird und berichtet: «Im Vorfrühling hatten wir für ‹Tell› und ‹Epochentheater› ein gemeinsames Casting durchgeführt und die insgesamt 42 Rollen mit 25 Spielerinnen und Spielern besetzt.» Die brave Romina Ab dem 4. April ist vier bis fünf Mal pro Woche geprobt worden, «Zunächst im Werkhof Lengnau, seit zwei Monaten hier in Böbikon – bis zur ersten Hauptprobe in der ersten Juliwoche. Nun sind sozusagen alle Mitwirkenden in die Ferien ausgeflogen, und wir werden vor der Premiere am 1. August nur noch zwei Durchlaufproben haben. Das ist eine neue Erfahrung für mich, aber ich nehme es locker.» Stolz zeigt Ottiger auf seinem Handy Fotos von Akteuren in ihren Kostümen: Die sehen sehr gut aus. Er verrät auch, dass auch vier Alphornbläser und zwei Blechbläser für musikalische Live-Umrahmung des Spiels sorgen, und dass das Pferd, auf dem Gessler durch die Hohle Gasse reitet, «Romina» heisst und «ein ganz liebes ist». Dies wiederum ist nicht unwichtig, hat Manuel Umbricht aus Tegerfelden – alias Hermann Gessler – doch noch nie zuvor auf einem Pferderücken gesessen. Öffentliche Vorstellungen vom Tellspiel am 2. August um 21 Uhr sowie am 4. August um 14 und 21 Uhr. Vorverkauf: www.kulturtopf-boebikon.ch Bild: Regisseur und Co-Autor Gallus Ottiger am «Tatort Tell» vor der Böbiker Kapelle.RMM (az Aargauer Zeitung)

Tell - Proben der Freilichtbühne Surbtal

Kopf des Monats

In dieser Ausgabe stellen wir Ihnen Toni Oberholzer,

Mitglied des «Kulturtopf Böbikon» vor.

Toni Oberholzer ist in St. Gallen geboren. Mit

vier Jahren ist er mit seiner Familie nach Böbikon

gezogen. Heute wohnt er in Lengnau. Toni

Oberholzer hat eine Ausbildung zum Elektromonteur

gemacht und später eine Ausbildung

im Bereich Informatik angehängt. Heute ist

er in diesen Bereichen selbstständig erwerbend.

In seiner Freizeit geht er gerne auf Reisen.

Solche führten ihn in der Vergangenheit schon zweimal ein Jahr nach Afrika.

Als Toni Oberholzer die Schule in Böbikon besuchte, wurde noch jedes Jahr im Rahmen der Festivitäten zur Bundesfeier eine Tellaufführung durch die Schüler vorgetragen. Toni Oberholzer hatte die Idee, wieder eine Bundesfeier in diesem Rahmen durchzuführen.

In den Jahren 2003 und 2004 konnte diese Idee erstmals wieder umgesetzt werden, Toni Oberholzer amtete als OK-Präsident. Mit diesem Fest wurde der Grundstein für den Kulturtopf Böbikon gelegt, welcher danach ins Leben gerufen wurde. Nach dem erfolgreichen Anlass im Jahr 2004 wurde beschlossen,

dass spätestens in zehn Jahren wiederein solches Fest stattfinden soll. Damals war

noch keine Rede von einer Jubiläumsfeier in Böbikon. Als die 900-Jahr-Feiern ein Thema wurden, hat sich der Kulturtopf bereit erklärt, die Federführung zu übernehmen. Die Mitglieder des Kulturtopfs waren sich schnell einig,

dass die Feierlichkeiten auf jeden Fall eine Tellaufführung beinhalten müsste. Toni Oberholzer hat mit der Idee der Aufführung bei der Freilichtbühne Surbtal angeklopft und ist sofort auf rege Begeisterung gestossen.

Die Freilichtbühne Surbtal konnte dann für insgesamt fünf Aufführungen an vier Tagen (1. bis 4. August 2013) gewonnen werden, wovon zwei Aufführungen für geladene Gäste reserviert sind.

Aargauer Zeitung 3.8.2004

Die Botschaft 2.8.2004

Aargauer Zeitung 4.8.2003

Die Botschaft

Aargauer Zeitung 28.6.2003